Corona bringt die Kitas in Not
0Teilweise „erhebliche Einschränkungen“ – Stadt und die anderen Träger werben um Verständnis für die schwierige Situation

Andreas Haller
Weinheim. Hoher Krankenstand, viele Ausfallzeiten, schwierige Organisation bei den Tests, viele Gespräche und nötige Improvisationen, dazu oftmals verärgerte und sogar unfreundliche Eltern am Rande der Verzweiflung – Corona bringt die Kindergärten in Not.
Überall im Land, so auch in Weinheim. Im Moment ist die Lage angesichts steigender Infektionszahlen wieder besonders angespannt. Seit zwei Jahren herrscht in den Einrichtungen nun Ausnahmezustand. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Limit.
Bei einem Treffen der Weinheimer Kindergartenträger in dieser Woche zeigten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Kitas besorgt über die aktuelle Lage. Noch nie seit Beginn der Pandemie waren die Infektionszahlen bei Kindern und Erzieherinnen so hoch wie in den letzten zwei Monaten, berichten sie.
„Wir begrüßen daher ausdrücklich, dass die Testpflicht für Kindergartenkinder und die Maskenpflicht in den Kitas nach heutigem Stand zumindest bis Ostern bestehen bleiben“, erklärte Andreas Haller, bei der Stadt Weinheim verantwortlich für die Frühkindliche Bildung.
Die hohe Zahl an Coronafällen führt dazu, dass in den letzten Wochen in vielen Einrichtungen die regulären Öffnungszeiten zeitweise reduziert oder die Kitas ganz geschlossen werden mussten, weil immer mehr pädagogische Fachkräfte an Corona erkranken und in Absonderung müssen. Hinzu kommen die gerade in den Wintermonaten verstärkt auftretenden sonstigen Erkrankungen.
Bei den städtischen Kindertageseinrichtungen waren bislang vier Einrichtungen von der quarantänebedingten Schließung oder der Reduzierung von Öffnungszeiten betroffen. „Wir versuchen alles, um die Ausfallzeiten im Interesse der Kinder und der Eltern so gering wie möglich zu halten“, betonte Haller. „Aber wir können das in der jetzigen Situation mit Vertretungskräften nicht mehr auffangen.“ Auch in den Einrichtungen von Postillion e.V. mussten mehrfach Öffnungszeiten angepasst werden. Auch Christa Lehner, Referatsleiterin der Evangelischen Kindergärten, meldet „Land unter“: „In einigen Einrichtungen haben sind mehr als die Hälfte der Mitarbeitenden in der akuten Welle infiziert und befanden sich zum Teil gleichzeitig in Quarantäne“, beschreibt sie. Sie beobachtet auch: „Die Signale der Politik, die Coronawelle sei am Abklingen im Gegensatz zur Realität in unseren Kitas bei hohen Infektionszahlen und permanenten Einschränkungen führen verständlicherweise zunehmend zu Unverständnis und Kritik bei den Familien.“ Christa Lehner appelliert: „Leitungen, Mitarbeitenden und Träger organisieren täglich neu, was möglich und noch verantwortbar ist. Wohl wissend, dass wir
nicht jedem gerecht werden können. Da können wir nur um Verständnis bitten.“
Allen Weinheimer Kindergartenträgern, so Andreas Haller, sei bewusst, dass verkürzte Öffnungszeiten für viele Eltern ein großes Problem darstellen. Die Einrichtungsträger werben gemeinsam um Verständnis. Vor jeder Schließung werde genau geprüft, welche anderen Optionen es gibt. Sie versichern, alles dafür zu tun, um coronabedingte Schließzeiten so gering wie möglich zu halten. Eltern könnten dazu beitragen, indem sie die Selbsttests bei ihren Kindern sorgfältig und regelmäßig durchführen und sie bei beginnender Symptomatik nicht in die Einrichtungen bringen.
Die Träger appellieren zudem an die Eltern, gegenüber den Erzieherinnen und Erziehern höflich und fair zu bleiben. „Leider war dies in den letzten Monaten nicht immer so“, berichtet Haller. Die meisten Eltern seien zwar nach wie vor verständnisvoll, es häufen sich aber Fälle, bei denen pädagogische Fachkräfte beschimpft und beleidigt werden.
„Seit Pandemiebeginn sind die pädagogischen Fachkräfte besonders gefordert und engagieren sich in hohem Maße für das Wohl der Kinder in den Einrichtungen. Und das, obwohl sie selbst sich kaum vor Infektionen schützen können. Sie haben unseren Respekt verdient“, betont Andreas Haller.
Quelle: PM Stadt Weinheim